Andrea Kolwa, Internationalismen im Wortschatz der Politik. Interlexikologische Studien zum Wortschatz der Politik in neun EU-Amtssprachen sowie im Russischen und Türkischen, Peter Lang Frankfurt M. etc. 2001

Ein beachtenswerter Überblick über die Geschichte der Internationalismenforschung mit z.T. neuen Schwerpunktsetzungen bildet den ersten Teil der Arbeit. Bei theoretischer Betrachtung der Internationalismen fühlt sich die Autorin in erster Linie P. Braun, B. Schaeder, J. Volmert verpflichtet, bei denen Interlexeme sowie andere Internationalismen auf der Interlangue-Ebene als Abstraktionsstufe zweiten Grades angesiedelt sind. Kolwa untersucht Vertreter von Interlexemen im politischen Bereich in elf Sprachen: Deutsch, Niederländisch, Dänisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Türkisch, Griechisch, Russisch. Eindruck macht die detaillierte Untersuchung der Kongruenzverhältnisse (lautliche und graphematische Ebene). So werden englische Lexeme aufgrund divergierender Lautung nur als Vertreter von graphematischen Interlexemen, und griechische, türkische, russische sowie italienische Lexeme aufgrund divergierender Schrift nur als Vertreter von Interlexemen auf lautlicher Ebene betrachtet. Solche Vergleiche können auch einen sprachtypologischen Nutzen haben. Weitgehende Übereinstimmung wird im Bereich der Suffixe und Präfixe festgestellt, wobei sich hier das Französische als eine wichtige Gebersprache erweist. Recht knapp und eher allgemein wurde das schwierige Problem der semantischen Äquivalenz behandelt. Zu Recht wird auf interlinguale semantische Unterschiede (“falsche Freunde“) hingewiesen – nicht unberücksichtigt bleiben diasystematische Divergenzen. Fraglich ist dennoch eine eher undifferenzierte (ohne Einteilung in einzelne Sachbereiche) Behandlung des politischen Wortschatzes. Angesprochen sind auch praktische Anwendungsmöglich-keiten: der fremdsprachliche Unterricht, Translatologie, Lexikographie. Die verschiedenen Wörterbüchern und Lexika entnommenen Lexeme der elf Sprachen (Kontexte fehlen) sind am Ende der Arbeit alphabetisch aufgelistet. Einige formale Mängel bleiben nicht aus: so erscheinen einige Titel nur in den Anmerkungen, allerdings nicht im Literaturverzeichnis.

Ryszard Lipczuk (Szczecin)